Dienstag, 22. Dezember 2009

Bewusst gegen Kohle und Atom

Artikelserie "Verdener engagieren sich für den Umweltschutz" der Verdener Nachrichten, von Johannes Heeg

Verden. Bei der Weltklimakonferenz in Kopenhagen wurde viel geredet. Weil Klimaschutz aber ohne Taten nicht funktioniert, haben wir uns in der Region umgesehen und mit Menschen gesprochen, die etwas in diesem Sinne tun. Das Thema heute: Öko-Strom.

Dass das Verdener Ökozentrum Öko-Strom bezieht, liegt auf der Hand. Dass dieser Öko-Strom von den Verdener Stadtwerken geliefert wird, erklärt Rasmus Grobe vom Ökozentrum so: 'Die bekommen den Strom von Greenpeace energy.' Greenpeace zähle zu jenen vier Ökostromanbietern in Deutschland, die konsequent in erneuerbare Energien investieren und nicht mit irgendwelchen Konzernen verbandelt seien. Das Ökozentrum habe voriges Jahr 28447 Kilowattstunden Ökostrom im VERNatur-Tarif bezogen. Hinzu komme der Baustoffhändler Biber, der einen eigenen VERNatur-Vertrag mit den Stadtwerken hat, und die Gaststätte 'Liekedeeler', die von Greenpeace energy direkt bezieht. Schon vorher habe das Ökozentrum mit den Stadtwerken zusammengearbeitet: 'Die speisen ja den Strom ein, den unsere Photovoltaikmodule produzieren', so Grobe. Es sei wichtig, die kommunalen Versorgungsstrukturen zu erhalten und zu stärken.

Grobe merkt allerdings an, dass es 2006 wegen der Kohlekraftwerks-Beteiligung der Stadtwerke durchaus einige hausinterne Diskussionen darüber gab, 'ob wir bei den Stadtwerken bleiben'. Er halte es für wahrscheinlich, dass die Stadtwerke das Ökozentrum als Kunden verlieren, wenn der städtische Versorger sich an einem weiteren Projekt dieser Art beteiligen würde.

Das Tagungshaus Drübberholz in Dörverden bekommt seinen Strom vom Ökostromhändler Lichtblick. 'Das war Anfang der 90-er Jahre einer der ersten, die Atom- und Kohle-freien Strom flächendeckend angeboten haben', so Bernward Nüttgens, der Leiter der Einrichtung. 'Uns war wichtig, dass wir einen Anbieter haben, der unabhängig von den großen Konzernen arbeitet.'

Jörg Lüning, Windmüller aus Holtum-Geest, ist Kunde und Mitglied bei zwei anderen Konzern-unabhängigen Ökostrom-Anbietern. Bei den Elektrizitätswerken Schönau (EWS) kauft er den Strom für sein Wohnhaus in Visselhövede, bei Naturstrom den Betriebsstrom für seine Windmühlen. 'Mir gefällt das Prinzip der Schönauer', erzählt Lüning. Nach der Reaktor-Katastrophe von Tschernobyl hätten Schönauer Bürger beschlossen, eine atomstromlose und nachhaltige Energieversorgung aufzubauen. Nach zähem Ringen, auch vor Gericht, hätten die bundesweit als 'Stromrebellen' bekannt gewordenen Aktivisten das örtliche Stromnetz von einem Atomkraftwerksbetreiber gekauft und betreiben seitdem ein bürgereigenes Elektrizitätswerk. Mittlerweile belieferten die EWS 86000 Stromkunden in ganz Deutschland, darunter hunderte von kleinen und großen Unternehmen.

Hermann Meyer ist mit seiner Familie schon seit zehn Jahren Kunde von Naturstrom. 'Uns liegt viel daran, dass unser Stromverbrauch zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen gedeckt wird', so der Kirchlintler. Jeder Ökostrom-Kunde leiste einen Beitrag zum Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland und zum Neubau von Anlagen zur Stromerzeugung aus Sonne, Wind, Wasser und Biomasse. 'Bildlich gesprochen haben wir damit der Umwelt so viele Schadstoffe erspart und den gleichen Klimaschutzeffekt erzielt wie tausend große Bäume in einem Jahr', meint er. Er sei stolz darauf, eine bewusste Entscheidung gegen Strom aus Kohle und Atom getroffen zu haben und einen persönlichen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.

Wichtig sei nicht nur, wo der Strom herkomme, sondern auch der sparsame und bewusste Gebrauch. 'Wir haben die Tiefkühltruhe abgeschafft und überall im Haus Energiesparlampen', so Meyer, dessen Zwei-Personenhaushalt 2400 Kilowattstunden Strom im Jahr verbraucht. Sinnlosen Stand-by-Verbrauch gebe es auch nicht mehr, sämtliche Geräte seien über abschaltbare Steckerleisten angeschlossen. Ihre persönliche Klimabilanz verbessere die Familie zudem durch Beteiligungen an Öko-Kraftwerken wie Bürger-Windparks oder Bürgersolaranlagen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen