Freitag, 1. Januar 2010

Stromfresser raus!

"Nirgends ist Klimaschutz so billig zu haben: Die Regierung fördert den Austausch alter Heizungs-Umwälzpumpen." schreibt ZEIT online. Es geht um den Austausch alter Heizungs-Umwälzpumpen durch neue effizientere Modelle, die vom Staat subventioniert werden.

Ein Akteur, der im Artikel vorgestellt wird, ist Theodor Röhm, »radelnder Installateur« in Bremen und vormals in Verden - dort hat er vor mehr als zehn Jahren die Heizungs- und Sanitäranlagen im Ökozentrum installiert.

[Hier] geht's zum Artikel.

Mittwoch, 30. Dezember 2009

'Im Landkreis die Weichen in Richtung Klimaschutz stellen'

Artikel aus den Verdener Nachrichten von Johannes Heeg

"Verden. Geht es nach Wilhelm Hogrefe, müsste sich der Landkreis Verden noch stärker für Klimaschutz und eine zukunftssichere Energieversorgung engagieren. 'Wir sollten Vorreiter sein in der Energieregion Nordwest', schwebt dem Chef der CDU-Kreistagsfraktion vor. Der Luttumer Landtagsabgeordnete schlägt unter anderem vor, einen 'Runden Tisch' zu bilden, an dem Verbraucher sowie Vertreter von Handwerk, Landwirtschaft, Kommunen, Stadtwerken und der Energiekonzerne EWE und Avacon sitzen.

Ziel sei nichts Geringeres als die Umstellung der Energieversorgung der Bevölkerung und der Wirtschaft von Öl, Kohle und Atom auf erneuerbare Quellen. 'Der Landkreis Verden ist dafür prädestiniert', so Hogrefe. Hier lebten gebildete Menschen, die auch bereit und finanziell dazu in der Lage seien, beispielsweise in Bürgerwindparks zu investieren. 'Die bringen ja auch eine gute Rendite für die Anleger', so Hogrefe. Bürger-Windparks, deren Betreibergesellschaften ihren Sitz im Landkreis haben, hätten noch einen weiteren Vorteil: 'Die Gemeinden profitieren von der Gewerbesteuer', so Hogrefe. Nach seinen Informationen sei mit einem jährlichen Steueraufkommen von 100000 Euro je Megawatt Leistung zu rechnen. Ein einziges modernes Fünf-Megawatt-Windrad bringe also eine halbe Million Euro Gewerbesteuer im Jahr. 'Das ist Wertschöpfung vor Ort', so Hogrefe, 'die den Kommunen und ihren Bürgern unmittelbar zugute kommt.'

Zwar gebe es solche Windmühlen noch nicht im Landkreis, doch planten einige Betreiber ein sogenanntes 'Repowering'. Dabei würden ältere Anlagen am selben Standort durch größere und stärkere ersetzt. Im Zuge des neuen Regionalen Raumordnungsprogramms (RROP) rechne er mit einem Zuwachs von 40 bis 50 Megawatt allein an Windleistung im Landkreis Verden. 'Bei unserem Raumordnungsprogramm sollten wir die Weichen so stellen, dass möglichst viel für den Klimaschutz und gleichzeitig für unsere Betriebe herausspringt', so Hogrefe, der für die nächsten zehn Jahre von einem 'Dauerkonjunkturprogramm' spricht.

Wichtig im Sinne des Klimaschutzes sei dabei aber nicht nur die Energieerzeugung, bei der auch die direkte Einspeisung von Biogas sowie dezentrale Holzheizwerke eine Rolle spielten, sondern vor allem auch der möglichst sparsame Umgang mit der Energie. 'Wir brauchen ein intelligentes Stromnetz', so Hogrefe. Ein Baustein des auch 'Smart Grid' genannten Systems seien intelligente Stromzähler, die ab 1. Januar in Neubauten vorgeschrieben seien. Die neuen Zähler erfassen einerseits das Verbrauchsverhalten, so dass die Stromversorger die Produktion besser an den Bedarf anpassen können. Andererseits ermöglichen es die schlauen Zähler dank ihrer Vernetzung mit den Stromerzeugern auch, den Verbrauch an die jeweiligen Kraftwerkskapazitäten anzupassen. 'Wenn gerade viel Wind weht und ganz viel Windstrom im Netz ist', erklärt Hogrefe, 'dann ist der Strom ziemlich billig. In dieser Phase wäre es sinnvoll, die Waschmaschine und den Geschirrspüler einzuschalten und nicht zur Mittagszeit, wenn alle zu Hause kochen.' Mit einem modernen Energiemanagement wären Einsparungen von bis zu zehn Prozent ohne Komfortverlust möglich. Voraussetzung wäre aber, dass alle Haushalte mit einem DSL-Anschluss ausgerüstet werden."

[Hier] geht's zum Original-Artikel.

Mittwoch, 23. Dezember 2009

Fahrrad als Alternative zum Autoverkehr

Artikelserie "Verdener engagieren sich für den Umweltschutz" in den Verdener Nachrichten, von Johannes Heeg

"
Verden. Bei der Weltklimakonferenz in Kopenhagen wurde viel geredet. Weil Klimaschutz aber ohne Taten nicht funktioniert, haben wir uns in der Region umgesehen und mit Menschen gesprochen, die etwas in diesem Sinne tun. Das Thema heute: Fahrräder.

Carl Christian von Hagens ist noch nie selbst Auto gefahren. Notgedrungen, denn mit 17 hatte der heute 53-jährige Verdener einen so schweren Autounfall, dass er keinen Führerschein machen konnte. Weil er auf den Drahtesel angewiesen ist, sinnt von Hagens ständig über die Optimierung des Fortbewegungsmittels nach. In Verden und umzu erregt er seit Jahren mit einem roten Fahrrad-Viersitzer Aufsehen. Das Besondere an dem Gefährt, das er 'Fahr4Rad' oder auch 'Prima-Klima-Mobil' nennt und das ein bisschen aussieht wie eine Fahrrad-Rikscha: Es handelt sich um ein Doppeltandem, das mit wenigen Handgriffen getrennt werden kann.

Von Hagens hat es in Langwedel von einem Kfz-Meister aus zwei Tandems zusammenbauen lassen. Fürs Zerlegen in zwei Einzel-Tandems braucht der Tüftler etwa 15 Minuten. Gute 10000 Euro habe er insgesamt investiert, berichtet von Hagens, der von der modernen Ausstattung schwärmt: 'Da ist eine 14-Gang-Nabenschaltung drin, die viel verschleißärmer arbeitet als eine Kettenschaltung.' Zudem sind pro Tandem zwei hydraulische Scheibenbremsen verbaut, und die Lampen werden von Nabendynamos mit Strom versorgt. Ganz neu ist das abnehmbare Verdeck, mit dem er den Widrigkeiten des Winters trotzt.

Sein auch als Lastenträger nutzbares Fahrzeug sei flexibel einsetzbar und ermögliche zügiges Fortkommen, ohne dass der Fahrspaß auf der Strecke bleibe. Das Gefährt mit seinen je zwei Liegeradsesseln und Fahrradsitzen ist mit zwei mal 225 Kilogramm belastbar und passe in die Aufzüge und Wagen der Bahn, erzählt von Hagens. Für die Mitnahme im Zug sei nur eine Rad-Fahrkarte nötig. Mehrere tausend Kilometer ist von Hagens mit seinem Fahr4Rad im Jahr unterwegs. 'Fahrrad fahren gehört zu den einfachen Dingen, mit denen jeder dazu beitragen kann, die Umwelt zu schonen und das Gesundheitssystem zu entlasten', meint von Hagens, der zu dem Thema kürzlich auch ein Buch veröffentlicht hat.

Ältere Menschen, die trotz nachlassender Kräfte noch Rad fahren möchten, greifen zunehmend nach Fahrrädern mit eingebautem Rückenwind. 15 bis 20 Elektro-Bikes, deren Motoren die Muskelkraft der Radfahrer unterstützen, verkauft allein das Verdener Fahrradgeschäft Unruh in der Predigerstraße im Jahr. 'Die kleinen Elektromotoren sitzen in der Vorderradnabe oder im Tretlager, und die Lithium-Akkus ermöglichen eine Reichweite von bis zu 80 Kilometer', so Inhaber Holger Staubes. Kunden seien vielfach Menschen, die nach Knie-, Hüft- oder Herzoperationen auch ohne Auto mobil bleiben und sich bewegen wollten. Je nach Ausführung schaltet sich der Motor der sogenannten 'Pedelecs' leise surrend ein, solange die Pedalen getreten werden. Manche Modelle haben einen Drehgriff zum 'Gas geben'. Urlaub in den Bergen oder Touren an der Küste bei Gegenwind seien dann kein Problem mehr, so Staubes.

Was der Fahrradhändler nicht versteht: 'Die Bundesregierung senkt die Mehrwertsteuer für Hotelübernachtungen, nicht aber für das umweltfreundliche und gesundheitsfördernde Fahrrad. Das ist ungerecht.'

Das findet auch der Verdener Ratsherr Ulrich Steinmeyer, der daher jetzt einen 'Antrag für eine sozial-ökologische Verkehrspolitik' eingebracht hat, der nächstes Jahr im Fachausschuss beraten wird. Radverkehrsbelange müssten bei der 'Innenstadtumgestaltung' berücksichtigt werden, für das Fahrradparkhaus, das meist halbleer stehe, müsse eine neue Konzeption her, Fahrradmitnahme in Bussen und Bahnen müsse kostenlos sein. Steinmeyer fordert zudem Anschaffungszuschüsse für Fahrradanhänger, Pedelecs und Elektroroller. Die Stadt Verden solle beim Kauf von Fahrradanhängern je 200 Euro dazugeben und je 400 Euro pro Pedelec oder Elektroroller. 'Der Zuschuss soll dazu dienen, die Notwendigkeit des Autoverkehrs zu vermindern', so Steinmeyer."

Finanzieren will er dieses Programm, das zu einer Entlastung der Umwelt und Verringerung der CO2-Emissionen führen werde, durch Einsparungen beim Parkplatzbau. 'Ein Parkplatz kostet etwa 7000 Euro. Dafür ließen sich 35 Fahrradanhänger fördern', rechnet Steinmeyer vor. Sein Fahrrad-Förderprogramm wäre durch eine Einsparung von nur sechs Parkplätzen zu finanzieren. Was kein Problem sei, da der Autoverkehr in den nächsten Jahren durch steigende Spritpreise massiv unter Druck geraten werde. 'Ein rechtzeitiges Anreizprogramm könnte wertvolle Hilfe leisten, mit diesem Wandel sozial verträglich und ökologisch sinnvoll umzugehen', meint er. Man müsse auch an die Menschen denken, die lieber Alternativen zum Auto nutzen wollen. Diese müssten bezahlbar und attraktiv sein.

Dienstag, 22. Dezember 2009

Mit dem Elektroauto zur Arbeit

Artikelserie "Wie Verdener die Umwelt schützen" in den Verdener Nachrichten, von Johannes Heeg
"Verden. Bei der Weltklimakonferenz in Kopenhagen wurde viel geredet. Weil Klimaschutz aber ohne Taten nicht funktioniert, haben wir uns in der Region umgesehen und mit Menschen gesprochen, die etwas in diesem Sinne tun. Das Thema heute: Mobilität.

Hermann Meyer ist begeisterter Fahrradfahrer. Jeden Morgen fährt er von seinem Wohnort Kirchlinteln mit dem Rad acht Kilometer nach Verden und steigt dort in den Zug nach Bremen. Für sein Fahrrad hat sich der 56-jährige Pendler eine abschließbare Box am Bahnhof gemietet, gegen Wind und Wetter wappnet er sich mit hochwertigen Regensachen. 'So wild ist das mit dem Regen aber gar nicht', meint Meyer. 'Von den 230 Arbeitstagen im Jahr regnet es im Durchschnitt an zehn Tagen', meint er.

Dass er nicht das Auto nimmt, begründet er so: 'Erstens hat die Fahrerei nach Bremen durch den zunehmenden Verkehr immer länger gedauert, zweitens wurde das Parkhaus immer teurer'. Drittens spiele der Klimaschutz eine Rolle, stoße ein Auto doch pro gefahrenen Kilometer 200 Gramm CO2 aus. Er erspare der Umwelt also jedes Jahr 3680 Kilogramm des Klimakiller-Gases, die Fahrt mit dem Zug nicht mitgerechnet. Viertens nennt er die Gesundheit: Seit er 1991 aufs Rad umgestiegen ist, sei seine Rückenmuskulatur stärker und seine allgemeine Fitness besser geworden. 'Ich bin viel widerstandsfähiger und so gut wie nie krank.'

Dank seines neuen Gazelle-Fahrrads genieße er jeden Kilometer, und die jeweils 25 Minuten im Zug morgens und abends nutze er zum Zeitung lesen. Weil gutes Sehen und gesehen werden wichtig sei, habe er sein Rad mit Nabendynamo und einem LED-Scheinwerfer der neuesten Generation ausgerüstet. 'Das Licht funktioniert bei jedem Wetter und ist grandios hell', freut er sich. Ebenfalls erfreulich findet er: 'Seit der Einführung der Entfernungspauschale sind Rad- und Zugfahrer steuerlich nicht mehr gegenüber Autofahrern benachteiligt.'

Vor einigen Jahren hat sich Meyer auf ein recht ungewöhnliches Experiment eingelasen. '1992 und 1993 hatten wir gar kein Auto, und das mit drei schulpflichtigen Kindern', erzählt er. 'Damals gab es noch ein gut funktionierendes Anruf-Sammeltaxi, mit dem unsere Kinder nach Verden kommen konnten, und eingekauft haben wir im Ort mit einem Fahrradanhänger', so Meyer.

Und wenn die Familie mal ein Auto gebraucht habe, was vier bis fünf Mal im Jahr der Fall war, 'dann haben wir uns von Bekannten eins geliehen. Denen haben wir ein Kilometergeld von 50 Pfennig bezahlt', berichtet er. Weil es seiner Frau dann doch zu unbequem wurde ohne Auto, haben Meyers dann wieder ein Vehikel angeschafft. 'Wenn man genau rechnet, kostet das im Monat 400 Euro und steht dabei die meiste Zeit nur herum', so Meyer.

Da Meyers immer mit der Bahn in Urlaub fahren, ist die Fahrleistung des eigenen Autos mit 7000 Kilometern jährlich nicht sehr hoch. Dass sie nicht fliegen, liege zwar hauptsächlich an seiner Flugangst, verbessere aber trotzdem die persönliche Ökobilanz der Familie.

Wenn Ulrich Steinmeyer nicht gerade Fahrrad fährt, steigt er in eines seiner beiden Elektroautos - den einzigen im Kreis Verden. Beide haben weder eine Gangschaltung noch einen Auspuff, sie stinken nicht und machen keinen Lärm.

Sie beschleunigen so flott wie die meisten anderen Autos, allerdings nur bis Tempo 95. Dann ist Schluss, schneller werden der Citroen Saxo und der Renault Rapid nicht. Dafür verbraucht der fünfsitzige E-Saxo auch nur umgerechnet 1,7 Liter Sprit - macht etwa zwei Euro auf 100 Kilometer. Der schwerere und kantigere Rapid, den der Baustoffhändler als Lieferwagen nutzt, braucht etwas mehr Strom, umgerechnet bis zu 2,4 Liter Benzin.

Den Strom produziert Steinmeyer praktischerweise selbst, betreibt er doch ein Blockheizkraftwerk, das mit Rapsöl befeuert wird, einem klimaneutralen, nachwachsenden Rohstoff. Einen Teil dieses Ökostroms nutzt Steinmeyer für die automobile Fortbewegung. Früher habe er sich oft über den hohen Verbrauch seines Kombis geärgert. 'Acht Liter auf 100 Kilometer, das machte immer so um die 1000 Liter im Jahr.

Das war mehr, als ich insgesamt für Wärme und Strom in meinem Passivhaus benötige.' Schuld an der schlechten Energiebilanz herkömmlicher Autos sei das Konstruktionsprinzip: 'Mehr als zwei Drittel der Energie eines Verbrennungsmotors werden beim Auto über den Kühler in die Umwelt geblasen.

Der Energiegehalt eines Liters Diesel oder Benzin wird also zu nur etwa 30 Prozent genutzt.' Deutlich effektiver seien da Elektromotoren. 'Die bringen fast 100 Prozent der eingesetzten Energie auf die Straße', sagt Steinmeyer. Seit er Elektro-Autos fährt, verblüfft er interessierte Gesprächspartner gerne mit diesem Spruch: 'Mit der Abwärme meines Autos heize ich mein Haus.' Steinmeyer erklärt das so: 'Der Saxo verbraucht bei 10000 Kilometer Fahrleistung im Jahr etwa 1800 Kilowattstunden Strom. Die 2500 Kilowattstunden für die Heizung meines Wohnhauses entsprechen etwa der Energie, die mein altes Auto über den Kühler vernichtet hat.'

Steinmeyer verschweigt nicht die Nachteile seines Öko-Gefährts: 'Die Höchstgeschwindigkeit von 95 Kilometern pro Stunde reicht zwar zum Mitschwimmen auf der Autobahn, aber die Reichweite von maximal 120 Kilometern ist doch arg begrenzt.' Elektroautos seien vor allem Nahverkehrsautos, die für den Stadtverkehr sehr gut geeignet seien. Die Akkus nachzuladen dauert drei bis sieben Stunden, wobei die Nickel-Cadmium-Batterien etwa 1500 Ladezyklen vertragen. Danach müssen sie ausgetauscht werden, was ins Geld geht: Ein gebrauchter Akkusatz ist für 6000 bis 8000 Euro zu haben, ein fabrikneuer kostet 14000 Euro.

Ein gravierendes Problem sei auch der Service. 'Der ist grottig', so Steinmeyer. An den elektrischen Antrieb und die Ladeelektronik traue sich keine Autowerkstatt heran. Allerdings erledigt Steinmeyer typische Wartungsarbeiten wie das Auswechseln der Kohlebürsten am Elektromotor selbst. 'Die Autos sind ziemlich robust und haben weniger Verschleiß', meint er. Bei speziellen Problemen suche er sich Antworten in einschlägigen Internetforen."