Freitag, 24. April 2009

Die Ressourcen setzen die Grenzen der Zukunft

Auftakt-Veranstaltung des Netzwerks "Nachhaltiges Bauen" mit Prof. Ernst Ulrich von Weizsäcker im Kreistagssaal Verden

Hier der Nachbericht in den Verdener Nachrichten:
"Verden. Nicht länger die Steigerung der Arbeitsproduktivität sollte die Richtschnur des Wirtschaftens sein, sagte Prof. Ernst Ulrich von Weizsäcker gestern in Verden, sondern die Produktivität der Ressourcen. Der bekannte Wissenschaftler und Publizist war Hauptredner bei der offiziellen Eröffnung des Netzwerkes Nachhaltiges Bauen, das Verden zu einem Zentrum des ökologischen Bauens machen möchte. Zu der Veranstaltung im Kreishaus kamen rund 50 Vertreter von Behörden und Unternehmen.

Das im Herbst vergangenen Jahres gegründete Netzwerk möchte auf den Gebieten Forschung, Entwicklung und Qualifizierung das energieeffiziente Bauen fördern. Die von politischer Seite formulierten Energiesparziele generierten einen enormen Bedarf mit entsprechenden Beschäftigungseffekten, den es zu decken gelte, sagte Thomas Isselhard, der zusammen mit Ulrich Steinmeyer das Netzwerk managt.

Netzwerke bündelten das Wissen der Beteiligten und stärkten den Einzelnen, lobte Dr. Stefan Birkner, Staatssekretär im niedersächsischen Ministerium für Umwelt und Klimaschutz, die Gründung der Verdener Institution. "Ökologie und Ökonomie sind kein Widerspruch", stellte Landrat Peter Bohlmann fest, der in der augenblicklichen Krise auch eine Chance für das Netzwerk und die mit ihm kooperierenden Unternehmen und Handwerker sieht. Verdens Bürgermeister Lutz Brockmann lobte das Engagement der ebenso bodenständigen wie weltoffenen Handwerksbetriebe, die sich im Netzwerk engagieren.

"Handwerk tut dem Klima gut", sagte Rolf Schneider, Präsident der Handwerkskammer Braunschweig, Lüneburg und Stade. Als Ursache für die aktuelle Wirtschaftskrise bezeichnete der 69 Jahre alte Ernst Ulrich von Weizsäcker die Vernachlässigung des Umweltgedankens in den Vereinigten Staaten. Billiger Treibstoff habe in den 80-er Jahren die Automobilindustrie saniert, gleichzeitig aber auch die Zersiedelung und einen enormen Zuwachs der Siedlungsfläche nach sich gezogen. Als dann der Ölpreis verrücktgespielt habe, sei das ganze System zusammengebrochen.

Zur Bewältigung der Klimakatastrophe müsste der CO2-Ausstoß eigentlich halbiert werden, tatsächlich werde er sich vermutlich aber vervierfachen. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz der Bundesregierung sei ein erfolgreiches Instrument, habe aber auch Grenzen. Vervierfachung der Effizienz sei deshalb das gebotene Ziel, sagte von Weizsäcker.

Von Atomenergie hält der Gründer des Wuppertal-Instituts für Klima, Umwelt, Energie nichts: "Uran ist genauso knapp wie Erdgas". Auch die Produktion von Wasserstoff sei kein zukunftsweisender Weg. Strom aus Windkraft sei noch ausbaufähig, allerdings auch nur begrenzt. Seiner Auffassung nach ist die Steigerung der Effizienz der richtige Weg, die Probleme zu lösen, machte von Weizsäcker in seinem 30-minütigen Vortrag deutlich. Allerdings sei dafür ein Paradigmenwechsel nötig: Die Ressourcenproduktiviät müsse die Bio- und Informationstechnologie aus ihrer alles bestimmenden Führungsposition verdrängen."

(Verdener Nachrichten, 22.04.09)

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